„Bilder für die Seele“ – Im Gespräch mit der Eckhard Busch Stiftung

„Bilder für die Seele“ – Im Gespräch mit der Eckhard Busch Stiftung

Die Akzeptanz von Menschen mit psychischer Erkrankung in der Gesellschaft verbessern und künstlerischen Werken eine öffentliche Plattform bieten – das ist das Ziel der Eckard Busch Stiftung. Dafür fördert sie u. a. Initiativen, organisiert und entwickelt eigene Projekte – so auch den Wandkalender „Bilder für die Seele“, den die Stiftung seit 2012 jährlich veröffentlicht hat. Dieses Jahr erscheint die letzte Ausgabe – ein Anlass für unser Redaktionsteam ins Gespräch zu gehen: über Kreativität, die Menschen hinter dem Projekt und Kunst, u. a. auch als Therapieform. Kuratorin Verena Diewerge und Fotograf Kurt Oxenius von der Eckhard Busch Stiftung haben uns dafür einen Blick hinter die Kulissen gewährt.

Alexianer Werkstätten: Weil einer von drei Menschen im Laufe seines Lebens psychisch erkrankt“ – diese Tatsache treibt die Eckard Busch Stiftung an, die Akzeptanz für psychische Erkrankungen in der Gesellschaft zu verbessern, etwa durch künstlerische Projekte wie den Wandkalender. Was macht das Projekt so besonders?

Diewerge: „Wir veröffentlichen den Wandkalender bereits seit 10 Jahren. In dieser Zeit sind ganz unterschiedliche und für sich immer einzigartige Werke entstanden, darunter auch die aktuelle, letzte Ausgabe mit ausgesuchten Bildarbeiten von Menschen, die die Stiftung schon lange begleiten, mit ihr zusammenarbeiten oder Teil der Stiftung sind.“

Alexianer Werkstätten: Kann künstlerische Arbeit Ihrer Meinung nach also heilsam sein?

Diewerge: Als ausgebildete Kunsttherapeutin finde ich durchaus, dass es den Heilungsprozess fördern kann, sich in einer bildnerischen Ebene auszudrücken. Durch die Kunst kann ich meiner Empfindung eine Gestalt verleihen, mich in ihr verwirklichen. Die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten sind alle zum Malen gekommen, weil sie das innere seelische Bedürfnis hatten, etwas auszudrücken.

Alexianer Werkstätten: Gilt dies auch für andere kreative Ausdrucksformen wie die Fotografie?

Diewerge: Absolut. Der Kalender aus 2021 mit Werken von Kurt Oxenius ist ein besonderes Exemplar. Er hat in seiner persönlichen Krise das Fotografieren als eine Form der Therapie für sich entdeckt. Damit hat er einen Weg gefunden, sich zu stabilisieren und uns wunderbare Fotografien geschenkt.

Alexianer Werkstätten: Herr Oxenius, wie kamen Sie zur Fotografie?

Oxenius: Ich habe lange Zeit in der Pressefotografie gearbeitet. Im Jahre 2000 kam dann ein Bruch. Ich kann mich an einen sonnigen Tag Ende September erinnern, an dem mein letzter schlimmer psychotischer „Schub“ begann, der bis in den Januar anhielt. Zum Glück hatte ich meine Kamera, mit der ich Köln durchstreifte auf der Suche nach Bildern im „Alltäglichen“. Ich war überzeugt, dass sich hinter der öden Oberfläche etwas Tieferes und Bedeutungsvolles versteckt. Ich lief ich Kilometer um Kilometer durch die Stadt in der ständigen Unruhe, ein Bild zu übersehen. Aus dieser Zeit sind zahlreiche viele Bilder entstanden – so auch mein Lieblingsfoto, bei dem ich ein Schiff von oben auf der Deutzer Brücke fotografiert habe, was gar nicht so einfach war, da man dauernd hin und her laufen musste, um den richtigen Moment zu erwischen (lacht).

Alexianer Werkstätten:…und wie ist es zur Kooperation mit der Eckard Busch Stiftung gekommen?

Oxenius: Die Zusammenarbeit kam über einen Bekannten zustande, der Kontakt zum Psychiatrie Verlag und zur Eckard Busch Stiftung hatte. Insgesamt war es eine wirklich schöne Kooperation, muss ich sagen – auch wenn das Sichten des Materials sehr viel Zeit und Arbeit in Anspruch genommen hat (lacht). Wir planen künftig noch weiteres Material aus meiner Sammlung zu sichten.

„Meine Bilder sollen einfach nur Bilder sein – keine Nischenarbeiten“

Alexianer Werkstätten: Würden Sie sagen, es fehlt an einer Öffentlichkeit für die Kunst von Menschen mit psychischer Erkrankung?

Oxenius: Zu Beginn hatte ich Angst, dass meine Arbeiten abgestempelt werden – als Nischenarbeiten mit Fokus auf meine psychische Erkrankung. Doch das wollte ich gar nicht. Ich möchte zwar, dass meine Geschichte gehört und gesehen wird, jedoch habe ich den Anspruch, dass meine Bilder einfach Bilder sind. Meine Arbeit sollte nicht durch meine Erkrankung definiert werden. Es fehlt meiner Meinung nach grundsätzlich die Akzeptanz für psychische Erkrankungen in unserer Leistungsgesellschaft.

Diewerge: Mittlerweile gibt es auf jeden Fall einen Markt für so genannte Outsider Art, also Kunst von Autodidakten In der Regel haben diejenigen, die als Outsider-Künstler bezeichnet werden, wenig oder gar keinen Kontakt zur Mainstream-Kunstwelt, so wie die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten.

Alexianer Werkstätten: Wie kam die Eckard Busch Stiftung zu diesem Interesse und ihrer besonderen Kunstsammlung?

Diewerge: Aufmerksam geworden auf die Outsiderart ist Marlies Busch von der Eckard Busch Stiftung durch die Arbeit an den Kalendern „Bilder für die Seele“. So haben wir auch begonnen, diese Kunst zu sammeln. Dabei haben wir verschiedene Orte besucht, u. a. Ausstellungen, Museen oder Werkstätten, bei denen viele an psychiatrische Einrichtungen angeschlossen sind; andere wiederum werden von Kunsttherapeuten geleitet. Unsere Sammlung hat sich mittlerweile zu einer beachtlichen Größe entwickelt und wächst weiter. Wir freuen uns damit, Menschen mit psychischer Erkrankung eine Plattform zu bieten.“

Alexianer Werkstätten: Wie könnte man Ihrer Meinung nach die positive Energie durch solche Projekte, wie die der Eckard Busch Stiftung nutzen, um der Stigmatisierung entgegenzuwirken?

Diewerge: Der Fokus der Entstigmatisierungsarbeit liegt darin, die ganze Bandbreite von Menschen mit psychischer Erkrankung zu erfassen – zu zeigen, dass Menschen verschiedene, besondere Talente und Fähigkeiten haben, die durch die Erkrankung nicht weniger wert sind. Durch die Kunst können wir den Dialog fördern und dadurch ins Gespräch kommen – so wie heute.

Alexianer Werkstätten: Genau dieses Ziel verfolgen auch wir in den Alexianer Werkstätten, sei es über den Xblog oder unser Social Media Redaktionsteam mit dem wir Menschen mit psychischer Erkrankung zu Wort kommen lassen. Vielen Dank für den Austausch, Frau Diewerge und Herr Oxenius. Wir sind gespannt auf weitere Arbeiten der Eckard Busch Stiftung!

Mehr über die Ziele und Projekte der Stiftung erfahren Sie hier.

https://www.eckhard-busch-stiftung.de/stiftung-2/ 

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