„Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen stoßen auf Barrieren in den Köpfen der Menschen“ – Radio Köln-Porträt über Marie-Louise Buschheuer
Obwohl immer mehr Menschen von psychischen Erkrankungen betroffen sind, haben sie immer noch mit Ausgrenzung und Zurückweisung zu kämpfen. Aus diesem Grund schrecken viele davor zurück, über ihre Erkrankungen zu sprechen. Das weiß auch die 39-jährige Marie-Louise Buschheuer. Im Interview mit Radio Köln spricht die ausgebildete Peer-Beraterin der Alexianer Werkstätten offen über ihre Erkrankung und wie sie versucht, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren.
„Ich hab die emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Typs Borderline und bin zu 60 Grad schwerbehindert. Das bringt im Alltag einige Einschränkungen mit sich, z. B. Konzentrationsschwierigkeiten. Ich leide außerdem unter meinen Emotionen, die zum Teil versuchen, mich zu steuern anstatt andersherum. Hinzu kommen Depressionen und extreme Stimmungsschwankungen. Das macht den Alltag eben nicht immer einfach“, erklärt sie.
Gerade weil man Betroffenen die Erkrankung nicht ansieht, stoßen Menschen mit psychischen Erkrankungen oft auf Unverständnis. Dies wiederum führt häufig dazu, dass Betroffene sich zurückziehen. Dem will Marie-Louise Buschheuer entgegensteuern. Auf ihrem Blog erzählt sie über ihr Leben mit Borderline. Begonnen hatte sie mit kleinen Berichten, die sie eingangs für sich selbst geschrieben hatte. „Ich schrieb darüber, was es mir im Alltag schwer macht, welche Herausforderungen mir im Alltag begegnen, welche Aspekte meiner Erkrankung mich im Alltag belasten oder was ich in der Therapie erlebt habe. Ich habe mir gedacht, dass ich das ja eigentlich auch online veröffentlichen könnte.“
Ganz entgegen ihrer Vorstellung, dass dies sicher keiner lesen werde, wird ihr Blog nicht nur gelesen, sondern findet auch großen Zuspruch. „Das Thema ist immer noch nicht in der Bevölkerung angekommen. Depressionen sind zwar mittlerweile unheimlich Mainstream geworden, aber bei allen anderen psychischen Erkrankungen wirkt es immer noch so, als werden sie im stillen Kämmerchen, hinter einer verschlossenen Tür versteckt gehalten“, erklärt Buschheuer ihre Motivation Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich zu betreiben.
Für sie ist die Entstigmatisierung etwas, was in die Köpfe der Menschen vordringen muss. Die Gesellschaft muss offen und verständnisvoll dafür sein und vor allem erkennen, dass eine Erkrankung nicht immer sichtbar sein muss. „Es sind gerade die unsichtbar behinderten Menschen, die immer noch auf Barrieren und Missverständnisse stoßen“, so Buschheuer.
Marie-Louise Buschheuer möchte ihre Erkrankung nicht erklären. Sie will sie für andere fassbar machen – ebenso wie alle anderen psychischen Erkrankungen. „Das ist ein bisschen, wie Don Quijote gegen die Windmühlen. Aber ich bin der Meinung, dass jeder einzelne Artikel, jedes einzelne Wort, das in die Richtung gesagt oder geschrieben wird, unheimlich helfen kann diese Menschengruppe mehr in unsere Gesellschaft zu integrieren. Inklusion ist leider immer noch ein Wolkenschloss, was dieses Thema angeht.“
Wer mehr über Marie-Louise Buschheuer und über Borderline erfahren möchte, sollte ihren Blog besuchen unter www.sternenruferin.de.
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